Kollektiv Turmstrasse – Veränderung gleich Fortschritt (2024)

Kollektiv Turmstrasse – Veränderung gleich Fortschritt (1)

Als Connaisseur Recordings im Oktober 2010 das Debütalbum des aus Wismar stammenden und in Hamburg lebenden Duos Kollektiv Turmstrasse releaste, veröffentlichte das Label ein Werk, das nicht nur als Meilenstein für Label und Künstler gelten, sondern auch die gesamte elektronische Szene maßgeblich beeindrucken und beeinflussen sollte. Ein zeitloses und hochgelobtes Meisterwerk, das die beiden Protagonisten Nico Plagemann und Christian Hilscher auf Jahre hinweg mehrfach um den Globus schickte, um ihr Live-Set und ihre ganz spezielle Mixtur aus gefühlvollem und sphärischem House und Techno in den bedeutendsten Clubs und auf den renommiertesten Festivals zu spielen.

13 Jahre später erscheint mit „Unity Of Opposites“ das zweite Album von Kollektiv Turmstrasse, wenngleich das Album auch als eine Art Debütwerk von Nico Plagemann verstanden werden kann, führt er das Projekt doch mittlerweile alleine fort. Die insgesamt zwölf Songs bewegen sich dabei auf beeindruckend mitreißende Art zwischen House, Breakbeats, Indie-Dance und machen auch vor Hip-Hop und Pop-Elementen nicht Halt. Das Resultat ist ein persönliches, eklektisches und emotionsgeladenes Crossover-Werk, das Gedichte des österreichischen Lyrikers Rainer Maria Rilke zitiert und schon jetzt das Potenzial zu einem weiteren zeitlosen Meilenstein in der Diskografie von Kollektiv Turmstrasse hat. Veröffentlicht wird „Unity Of Opposites“ am 10. November auf Not Sorry Music.

Nico, unser letztes großes Interview ist ganze 13 Jahre her, damals im Rahmen eures legendären Albums „Rebellion der Träumer“. Wie würdest du diese Zeit rekapitulieren?

Es war ein Rausch, um ehrlich zu sein. Das Album damals hat unglaublich hohe Wellen geschlagen für uns und ganz lange war es schwierig zu verstehen, was genau da passiert ist. Ähnlich war dies auch mit „Sorry I’m Late“ 2015. Es ist eine unglaubliche Reise gewesen, mit einer Menge Höhen und natürlich auch Tiefen, die nun einmal dazugehören. Aber im Großen und Ganzen war es eine unglaubliche Zeit. Wie im Orient-Express, total bunt an allem, was man sich vorstellen kann. Von den Ländern, Kulturen und Clubs, die Christian und ich in dieser Zeit gesehen und erlebt haben, träumen wir noch heute. Das als Duo zu erleben und jeden einzelnen Moment gemeinsam zu erleben, hat natürlich auch nochmal eine ganz andere Intensität, als wenn man als Solo-Act unterwegs ist. Und jetzt nach 13 Jahren hier zu sitzen und über ein neues Album zu sprechen, ist Wahnsinn. Diese Wellen, die damals geschlagen wurden, sind mitunter vielleicht auch ein Grund, warum es so lange mit dem zweiten Album gedauert hat.

Vor drei Jahren haben wir im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums von „Rebellion der Träumer“ berichtet. Darin erzählst du, dass ihr 2010 nach dem Album-Release erst einmal etwas Abstand zum Album gewinnen musstest, weil du mit unzähligen Dingen nicht wirklich zufrieden warst. Hat sich dein Bezug zur eigenen Musik mittlerweile verändert?

Ich würde behaupten, es ist noch sehr ähnlich zu damals. Ich hatte mir ja nach dem Album damals fest vorgenommen, Dinge öfter mal zu akzeptieren, statt permanent verändern zu wollen. Und ja, vielleicht habe ich in den letzten 13 Jahren einen Prozess durchlebt und nehme mir Dinge mittlerweile nicht mehr so zu Herzen. Man lernt sich im Laufe der Zeit ja auch selbst besser kennen. Und erst recht auch jetzt, wo ich dieses Projekt seit einiger Zeit alleine mache. Es ist mir bzw. uns damals auch erst viel später bewusst geworden, was das für ein riesiges Projekt für uns war mit dem Debütalbum. Man hat ein Ziel vor Augen – und sonst nichts anderes. Es ist uns extrem schwer gefallen, drum herum noch andere Sachen zu machen, die Familie musste sehr viel mitmachen. Man ist quasi in einem Tunnel, süchtig, ins Studio zu gehen und sich die nächste Nacht um die Ohren zu schlagen. Nach dem Album-Release haben wir ehrlich gesagt auch etwas den Boden unter den Füßen verloren, weil wir plötzlich fertig waren und gar nicht so richtig wussten, wohin mit uns und unserer Energie.

Wie war der Prozess nun bei „Unity Of Opposites“?

Das neue Album jetzt ist ja schon einige Monate fertig. Ich bin da zunächst recht entspannt herangegangen und hatte viele schöne Skizzen fertig, die wir 2020 fertig machen wollten. Allerdings kam dann Covid und diese Zeit hat ja, wie bei vielen, grundlegend alles verändert. Die Album-Idee habe ich dann erst einmal auf Eis gelegt und habe dann während der Pandemie zwei virtuelle Shows gespielt, ehe das Material dann im Anschluss planmäßig verpufft ist. Es sollte quasi exklusives Material für die Fans sein, ehe darauf basierend im Anschluss ein fröhlicheres Album erscheinen würde. Als Covid dann vorbei war, habe ich dann quasi noch einmal ganz von vorne angefangen. Zumal ich gemerkt hatte, dass ich eine klare Trennung zur doch recht dunklen und dramatischen Covid-Zeit haben wollte.

Ich erinnere mich daran, dass ihr bei eurem Debütalbum auch sehr vieles gelöscht und von vorne begonnen hattet, ehe es für euch Hand und Fuß hatte.

Das stimmt. Dieses Mal war es allerdings noch schlimmer. Denn ich habe im Prozess selbst gemerkt, dass ich auf dem richtigen Weg bin, die Stücke an sich es aber noch nicht waren. Und dann habe ich angefangen, die Songs neu zu editieren, zu arrangieren und auch das Sounddesign komplett zu überarbeiten. Ich hatte Vocal-Samples eingebaut, mit denen ich auf einmal sehr unzufrieden war. Währenddessen sind für mich essenzielle Dinge herausgefallen. Irgendwann hatte ich ein besseres Gefühl und wollte dann noch mehr, z.B. die Kooperationen mit den Sängern auf ein neues Level heben.

Dazu musste ich die Stücke um die Vocals herum aber nochmal umbauen. Im Prinzip hat das Album also drei Phasen durchlebt, in denen es sich komplett verändert hat. Und ja, jetzt wo das Album schon draußen ist und nichts mehr geht, würde ich immer noch einiges ändern wollen. Es ist jedes Mal ein unglaubliches, innerliches Drama, aber ich kenne das schon von mir. Das Album ist so emotional an mir dran, dass ich unzählige Male an mir und an allem gezweifelt habe – Fragen wie: „Warum mache ich das überhaupt?“ oder „Warum mache ich nicht einfach ein schönes Dancefloor-Album und gehe damit fünf Jahre lang auf Tour?“, „Warum tue ich mir das jedes Mal an?“ Der Abgabepunkt fühlt sich jedes Mal wie ein absoluter Tiefpunkt an. Mittlerweile habe ich mir das Album allerdings ein paar Mal im Auto anhören können und finde es doch ganz gut, muss ich sagen (lacht). Wahrscheinlich ist es mitunter auch die Angst vor dem berühmten Follow-up zu einem solch erfolgreichen ersten Album, an dem viele ja verzweifeln. Die Angst, sich messen zu müssen.

Dabei könnte man das neue Werk ja durchaus auch als Debütalbum ansehen, weil du es im Vergleich zu 2010 komplett alleine produziert hast. Wie kam es dazu, dass Christian nicht mehr Teil des Projekts ist? Eine Frage, die wahrscheinlich viele Fans dort draußen brennend interessiert.

Wir haben ja erst vor wenigen Wochen ein offizielles Statement dazu veröffentlicht. Es tut uns sehr leid, dass die Fans so lange nicht wussten, was los ist. Sagen wir es so, Covid hat unzählige Leben beeinflusst und verändert, mal zum Negativen und mal auch zum Positiven. Und so auch bei uns. In dieser Zeit der Lockdowns hat man gewisse Dinge, darunter die Zeit zu Hause mit der Familie, genießen können. Zeitgleich hat man sich die Frage gestellt, wie das eigene Leben danach aussehen soll. Das war bei mir genauso wie bei meinem Nachbarn. Jeder hat sich die Frage gestellt, wie es danach weitergeht.

Bei Christian war dies ein recht intensiver Prozess, ihm hatte die Zeit mit der Familie sehr gefehlt, zum Beispiel seinen Sohn aufwachsen zu sehen. Gedanken, die man nach sehr intensiven 15, 16 Jahren auf Tour auch absolut nachvollziehen kann. Es ist total normal, nach eineinhalb Jahrzehnten irgendwann müde zu sein, von den unzähligen Nächten in Clubs und auf Festivals zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten. Mir als Produzent dieses Projekts war es wichtig, dass sich Kollektiv Turmstrasse in dieser Zeit weiterentwickelt und nicht stehen bleibt. Wir beide haben unheimlich viel gesprochen und nachgedacht und mir war es sehr wichtig, meiner Passion weiterhin nachzugehen. Wir hatten bis dato immer gemeinsam unsere Zeit, Energie und Emotionen in das Projekt reingesteckt. Genau aus diesem Grund wollte ich Kollektiv Turmstrasse nicht einfach so beenden.

Kollektiv Turmstrasse – Veränderung gleich Fortschritt (2)

Das wird deine bzw. eure Fans sehr freuen.

Ich hoffe es, ja. Ganz nach dem Motto „Veränderung bedeutet Fortschritt“ versuche ich jetzt auch, unter Umständen andere musikalische Wege zu gehen, ohne dabei die Essenz und den Ursprung von Kollektiv Turmstrasse zu verleugnen. Es war ja seit unserem Debüt im Jahr 2010 sowieso jedem klar, dass man von Kollektiv Turmstrasse alles erwarten kann. Das fand ich schön und daran möchte ich anknüpfen.

Wie hat sich Kollektiv Turmstrasse deiner Meinung nach durch diese Veränderung gewandelt?

Christian fehlt an jeder Ecke, das ist klar und habe ich auch nicht anders erwartet. Wir beide haben dieses Projekt gemeinsam und zu gleichen Teilen aufgebaut und waren ein absolut eingespieltes Team. Christian war für die gesamte Organisation und Administration zuständig. Ich bin noch immer dabei, mit dieser Umstellung klarzukommen und vermisse ihn sehr. Genauso wie die Fans ihn bei den Shows natürlich vermissen. Zusammen ist immer besser und eine Trennung ist wohl nie einfach, für beide Seiten. Christian fehlt der ganze Zirkus irgendwie auch, wir haben ja nach wie vor Kontakt.

Viele Fans fragen mich auch, warum ich nicht unter einem neuen Namen weitermache. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich als Nico Plagemann identifiziere mich so sehr mit diesem Projekt, dieser Diskografie und allem, was dazugehört, dass es für mich viel mehr als nur ein Pseudonym darstellt. Kollektiv Turmstrasse ist alles, was wir uns aufgebaut haben. Ich könnte überhaupt nicht loslassen und kein anderes Projekt erfolgreich machen. Für Christian ist das auch absolut nachvollziehbar und richtig. Und das Gute ist ja auch, dass unsere Musik nicht zwingend mit unseren Gesichtern identifiziert wird.

Die Fans werden es dir danken. Spätestens, nachdem sie das neue Album gehört haben, das schon jetzt von zahlreichen Kritiker*innen und auch von uns als „zeitloses Meisterwerk“ betitelt wird. Darauf zu hören sind zahlreiche Genres, die durch Gedichte von Rainer Maria Rilke auf beeindruckende Art und Weise verbunden werden.

Vielen Dank, das freut mich sehr. Ich glaube, genau diese Herausforderung, eben kein reines Dancefloor-Album zu machen, war mir sehr wichtig. Ich brauche diese Abwechslung, sonst wäre ich wohl nach der zweiten Nummer gelangweilt. Natürlich war es schwer, diesen verschiedenen Genres einen roten Faden zu verpassen, ohne es am Ende wie eine Playlist klingen zu lassen. Ich glaube, ich habe jetzt den wahren Sound von Kollektiv Turmstrasse gefunden, oder zumindest warum das alles am Ende, trotz der verschiedenen Stilistik, doch ähnlich klingt. Und die Gedichte haben natürlich auch einen großen Anteil daran. Die Idee, ein Gedicht von Rilke auf einem Stück zu verwenden, hatte ich schon länger. Jahrelang hatte ich ein von YouTube geripptes Gedicht auf meinem Desktop. Irgendwann habe ich meinen Rechner neu aufgesetzt und diese Datei war plötzlich weg. Ich wusste nicht mehr genau den Titel und auch nicht mehr, in welchem Channel ich das gefunden hatte. Also begann eine wochenlange Suche. Dabei habe ich lange Stunden in verschiedenen Kanälen verbracht, wo zum Teil hochkarätige Schauspieler*innen diese Gedichte vorlesen. Ich hatte vorher, um ehrlich zu sein, nie etwas mit Gedichten am Hut gehabt. Aber währenddessen habe ich festgestellt, wie wunderschön diese eigene Welt sein kann. Besonders die Gedichte von Rilke handeln oft von gleichen oder ähnlichen Emotionen, die ich mit meinen Stücken ausdrücken wollte. Es war wie das letzte essenzielle Puzzle-Stück. Eine gute Freundin, Dilara, von Beruf Schauspielerin, hat dann diese Stücke für mich eingesprochen.

Viele Künstler*innen versuchen sich nach einem sehr erfolgreichen ersten Album beabsichtigt an einem anderen Sound, um Vergleichen und Erwartungshaltungen aus dem Weg zu gehen. Nicht selten mit geringem Erfolg. Auch Acts wie Bicep erzählen uns im Interview, dass sie im Rahmen des zweiten Albums zunächst mit straightem Techno anfingen, ehe sie sich auf ihre wahre Essenz besonnen haben und ihrem Sound treu geblieben sind. Umso schöner ist die Tatsache, dass du die Geschichte von damals auf diese Art und Weise fortführen und dabei deinen Sound finden konntest.

Ich fühle mich sehr oft wie ein Oldschool-Produzent, der Dinge sehr oft noch ganz anders macht. Aber ich muss auch sagen, dass es immer wieder Momente gibt, in denen ich mir selbst sage „Sei froh, dass du deine eigene Ecke hast mit dem Sound und eben nicht generisch einem Hype folgst, der gerade aktuell ist“. Ich glaube, wir würden uns dann nicht nochmal in 13 Jahren unterhalten. Vielleicht macht eben diese Beständigkeit einen guten Künstler und Produzenten aus und hebt ihn von anderen ab. Und dieses Hadern erzeugt ja auch neuen Antrieb. Natürlich sitze ich auch oft im Studio und mache herkömmlichen Sound. Und es dauert nicht lange, und ich stelle fest, dass ich das nicht wirklich kann und möchte.

Apropos Studioarbeit. Gerade weil sich dein Sound nicht leicht in eine Schublade stecken lässt und du dich als Oldschool-Produzent siehst, wird es viele interessieren: Welche Tools in Sachen Soft- und Hardware sind deine Favoriten und auf dem Album besonders zum Einsatz gekommen?

Angefangen hat das Album mit einer Ensemble-Aufnahme in Berlin, die wir dort recordet haben. Ich habe also versucht, diese akustischen Streicher in mein Arrangement zu packen und habe dann festgestellt, dass das überhaupt nicht passt und mein Sound dafür viel zu schlecht klingt. Und dann sind wir wieder bei den verschiedenen Phasen, die dieses Album durchlebt hat. Also habe ich den Sound und die Strings nochmal angepasst. Währenddessen habe ich gemerkt, wie sehr ich es liebe, zu sampeln. Sich selbst zu sampeln, ist eigentlich noch das Beste. Wenn man das drei- oder viermal macht und das dann wieder editiert, macht mir das unheimlich viel Spaß. Das alles passiert bei mir zu 100 Prozent in Ableton. Ich nutze alle Stock-Plug-ins. Das sind super Tools, meiner Meinung nach. Mein Lieblingssynthesizer ist der Omnisphere als Plug-in, den benutze ich schon seit vielen, vielen Jahren. Mittlerweile nutze ich da meine eigenen Wavetables und Samples. Meiner Meinung nach ist das der beste Synth und eine einmalige Investition, mit der ich schon seit über 13 Jahren glücklich bin. Es gibt ein Plug-in von Waves mit dem Namen SoundShifter. Damit lassen sich komplette Audiospuren sehr einfach hoch oder runter pitchen und auf die Master-Spuren legen, um zu sehen, wie es klingt, wenn man jetzt mal zwei Semi-Töne tiefer geht oder auf eine String-Gruppe legt. Das macht ziemlich hässliche, aber irgendwie auch geile Artefakte, die ich liebe, um solch einen Oldschool-Sound hinzukriegen. Native Instruments ist auch immer mit dabei, von Maschine bis hin zu Kontakt.

Du hast auch eine riesige Datenbank an Samples, korrekt?

Ja, ich habe mir über die Jahre eine riesige Library an Samples angelegt. Ich liebe es zum Beispiel, mir bei eBay ältere Akai-Sample-CDs zu kaufen. Die kosten pro Stück einen Euro und lassen sich wunderbar editieren. Ich habe mir damit sehr viele GB an Material angesammelt. Das ist natürlich ein Haufen Arbeit und macht es sicherlich nicht einfacher als Produzent, aber es bringt dich näher an deinen eigenen Sound am Ende. Ich glaube, dass ein Großteil meines akustischen Daseins, die Identität von Kollektiv Turmstrasse, durchaus damit zusammenhängt, dass ich nur meine eigenen Samples nutze.

Ebenfalls ein großer Aspekt des neuen Albums sind die Vocals. Joel Stewart sowie Tien Viet Nguyen sind auf zahlreichen Stücken zu hören.

Die ganzen Stücke sind, auch wenn ich letztendlich der Produzent bin, definitiv eine Team-Leistung. Es geht daher ein riesiger Dank an Joel und Tien raus. Und auch an Jasmin, die jetzt nicht mit auf das Album gekommen ist. Diese Stücke werden auch noch kommen. Johannes Brecht und Henne Müller haben ebenso eine große Rolle bei diesem Album gespielt. Johannes war der Erste, der mir nach den Recordings mit dem Ensemble Feedback gegeben hat. Und Henne, der Produzent von Gheist, hat mich in ganz vielen Dingen bestätigt und in einer Phase geholfen, in der ich nicht weitergekommen bin. Da bin ich klassisch mit dem Rechner unterm Arm nach Berlin gefahren und saß drei Tage mit ihm im Studio. Auch ohne die wunderbaren Leute bei Frills, wie zum Beispiel Franzi, Sophia und Aga, die mir den Rücken freihalten, um solch ein Album überhaupt fertigzustellen, wäre das alles nicht möglich gewesen. Eigentlich müsste es jetzt also Team Turmstrasse heißen. Im Prinzip ist es also weiterhin ein Kollektiv, nur dass man es nicht mehr so richtig sieht.

Das hast du schön gesagt. Du bist gerade wieder intensiv auf Tour, wie sieht dein aktuelles Live-Set aus?

Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber ich bin ein großer Fan meiner Live-Show, muss ich ganz ehrlich sagen. Weil ich das erste Mal so richtig zufrieden bin mit meinem Setup. Ich hatte schon einige großartige Shows in den letzten Wochen. Es ist halt sehr viel housiger geworden und es ist das erste Mal, dass ich mich im House wohler fühle als im Techno, auch wenn es weiterhin eine technoide Note hat. Ich bin viel langsamer geworden und bewege mich zwischen 123 und 124 BPM. Dadurch kann sich mein Sound besser entfalten, finde ich. Mir ist bewusst, dass in den meisten Clubs dieser Tage schnellerer Sound läuft, aber selbst wenn der DJ vor mir mit 130 abgibt, ist es für mich absolut okay, ein Kontrastprogramm zu bringen. Das ist schon tanzbarer Dancefloor-Sound, aber dennoch anders als das, was man unter Umständen sonst von uns kannte. Außerdem hatten wir ja auch noch einen Break und haben die zwei Jahre vor Covid nur DJ-Sets gespielt. Jetzt spiele ich wieder live, und das macht mir superviel Spaß. Ich bin da in meiner Zone, habe die ganze Zeit etwas zu tun und kann die Emotionen vom Dancefloor besser verarbeiten. Es macht mir wirklich viel mehr Spaß, als nur DJ zu sein, muss ich gestehen.

Was steht für die nächsten Wochen und Monate auf der Agenda?

Ich gebe mir Mühe, dass das nächste Album nicht mehr so lange dauert und habe tatsächlich schon die ersten Sketche fertig. Es wird viel mit Joel und auch Jasmin passieren und noch viele weitere Kollaborationen geben. So ein zweites Loch wie nach dem ersten Album möchte ich liebend gern vermeiden. Warten wir mal ab. Außerdem stehen einige Remixe für die Album-Singles an.

Aus demFAZEmag 141/11.2023
Text: Rafael Da Cruz
Fotos: Marie Staggat
www.instagram.com/kollektiv_turmstrasse

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