Stand: 06.07.2024 00:18 Uhr
Der Halbfinalgegner von Spanien bei der EM heißt Frankreich. In einer Abwehrschlacht mit wenigen Torchancen setzten sich die Franzosen am Freitagabend (05.07.2024) mit 5:3 im Elfmeterschießen gegen Portugal durch. Den entscheidenden Fehlschuss leistete sich der eingewechselte Joao Félix - er traf nur den Pfosten. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 0:0 gestanden.
Von Christian Hornung
Bei den Franzosen hatte Didier Deschamps erstmals in diesem Turnier sein System modifiziert und auf eine Doppelspitze mit Kylian Mbappé und Randal Kolo Muani gesetzt. Doch in den ersten 20 Minuten hätte die "Équipe Tricolore" auch ganz ohne Stürmer spielen können - so passiv verhielt sich der zweimalige Weltmeister. Portugal kam ohne übergroßen Aufwand auf mehr als 60 Prozent Ballbesitz, gewann deutlich mehr Zweikämpfe. Doch Torchancen gab es auch für die portugiesische Mannschaft von Roberto Martínez überhaupt nicht.
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Für Freunde des gepflegten Defensivfußballs war das Geschehen in Hamburg auf jeden Fall eine Augenweide. Bei den Portugiesen räumte Bayern Münchens Wunschspieler Joao Palhinha schon vor der Viererkette viel weg. Was durchkam, war dann bei Pepe, der mit seinen 41 Jahren ein überragendes Spiel machte, und seinem Nebenmann Ruben Dias in besten Händen.
Frankreich neutralisiert Cristano Ronaldo
Auf der anderen Seite war das Bild aber ähnlich. Deschamps hatte ja schon nach dem ersten Gruppenspiel gegen Österreich seine Vierer-Offensive eingemottet und mit Aurélien Tchouaméni einen dritten Abräumer vor der Kette neben Adrien Rabiot und N'Golo Kanté eingebaut. Diese Strategie gegen Spektakel und für Bollwerk führte beispielsweise bei Cristiano Ronaldo zu nur elf Ballkontakten im kompletten ersten Durchgang.
Auf einen zwölften verzichtete der alternde Superstar überraschend in der 42. Minute, indem er einen Freistoß knapp 25 Meter vor dem französischen Tor einem Kollegen überließ. Doch Bruno Fernandes verfehlte das Ziel ähnlich wie "CR7" bei seinem "Fahrkarten-Festival" im Achtelfinale gegen Slowenien.
Immerhin mal ein Abschluss - in der 50. Minute
Taktisch und vom Willen zur Fehlervermeidung geprägt begann auch der zweite Durchgang. In der 50. Minute kamen die Zuschauer aber mal ein bisschen in Wallung, Mbappé visierte das Tor der Portugiesen an, zielte aber zu zentral, sodass Diogo Costa keine Probleme bekam.
Schmerzhaft wurde es für den Superstar der Franzosen fünf Minuten später: Bernardo Silva köpfte ihm den Ball aus kurzer Distanz gegen die Maske, die seine gebrochene Nase schützen sollte - nach kurzer Behandlung ging es aber weiter.
Doppel-Chance für Portugal - Maignan pariert
Und immerhin: Kurz nach dem Masken-Treffer wurde auch das Tor mal wieder anvisiert. Die Portugiesen hatten sogar eine Doppel-Chance: Erst scheiterte Bruno Fernandes nach einem perfekten Steilpass von Joao Cancelo an Mike Maignan (61.), zwei Minuten später war der Milan-Goalie erst gegen Vitinha und dann bei einem Hackentrick-Versuch von Ronaldo zur Stelle.
Dann lockerten auch die Franzosen mal ganz kurz das Visier. Erst verpasste Kolo Muani, der schon den Sieg gegen Belgien im Achtelfinale eingeleitet hatte, knapp die Führung (66.). Dann kam Eduardo Camavinga aus vier Metern völlig frei zum Abschluss, schob den Ball aber knapp am linken Pfosten vorbei (71.). Noch dichter dran war drei Minuten später der eingewechselte Ousmane Dembélé, sein Schlenzer touchierte sogar noch minimal das Lattenkreuz.
Verlängerung - Ronaldo vergibt die Führung
Die Partie schlief anschließend wieder friedlich ein. Erst zu Beginn der Verlängerung gab es den nächsten Hallo-wach-Effekt: Der eingewechselte Francisco Conceicao dribbelte sich bis zur Grundlinie durch, legte gut zurück an den Fünfmeterraum, wo Ronaldo heranrauschte - und den Ball in den Hamburger Abendhimmel drosch. Auch Rafael Leao hatte in der 103. Minute nochmal eine Gelegenheit, schoss aber Dayot Upamecano an.
Zur zweiten Halbzeit der Verlängerung wechselte Deschamps dann Mbappé aus, Ronaldo hingegen blieb bis zum Ende auf dem Feld. Die letzte Chance vor dem Elfmeterschießen hatte aber nicht er, sondern Nuno Mendes, doch sein Flachschuss nach einem Konter landete mal wieder bei Maignan.
Frankreich weiter ohne erspieltes Tor
Am Ende entschieden dann die Elfmeter. Frankreich blieb eiskalt und nervenstark, alle fünf Schützen verwandelten. Bei den Portugiesen hatte Cristiano Ronaldo zwar verwandelt, der Pfostentreffer von Joao Félix war dann aber der entscheidende K.o.-Schlag.
Kaum zu glauben: Frankreich steht im Halbfinale dieser Europameisterschaft, ohne in fünf Partien auch nur einen einzigen Treffer aus dem Spiel heraus erzielt zu haben. Gegen Österreich und Belgien halfen ihnen die Eigentore von Max Wöber und Jan Vertonghen. Gegen die Niederlande gab es ein 0:0, das Tor beim 1:1 gegen Polen fiel durch einen Elfmeter von Mbappé.
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